Führungskräfte stehen oft mitten in einem dichten Geflecht aus Erwartungen, Strukturen und Loyalitäten.
Da wirken Einflüsse aus vielen Richtungen – die Zielvorgaben der eigenen Vorgesetzten, die Bedürfnisse des Teams, die Verantwortung für Ergebnisse und nicht zuletzt die eigenen Ansprüche an gutes Führen.
Schnell entsteht dabei das Gefühl, gezogen zu werden – von äußeren Erwartungen, Abläufen und Zwängen.
Doch wahre Führung heißt, die bestehenden Fäden nicht zu kappen, sondern sie bewusst so zu verweben, dass Verbindung bleibt:
* zu den Menschen, für die man Verantwortung trägt, * zu den übergeordneten Zielen, * zum Sinn der eigenen Aufgabe – * und zugleich zu sich selbst.
Führung ist kein Titel, sondern eine Beziehung
Viele Menschen träumen davon, „aufzusteigen“. Eine Führungsposition gilt oft als logischer nächster Schritt – mehr Verantwortung, mehr Einfluss, mehr Gestaltungsspielraum.
Doch irgendwann stellt sich eine ehrlichere Frage: Will ich das wirklich – und kann ich das auf meine Weise?
Führung bedeutet nicht, Anweisungen zu geben, sondern Beziehungen zu gestalten: Beziehung zu Mitarbeitenden, zu Vorgesetzten, zu Zielen – und zu sich selbst.
Männer und Frauen gehen diesen Weg oft unterschiedlich.
Während Männer häufiger aus einem inneren „Ich schaffe das“-Impuls heraus Verantwortung übernehmen, prüfen Frauen oft gründlicher: „Bin ich gut genug?“ „Kann ich das?“
Diese Unterschiede sind kein Mangel, sondern Ausdruck unterschiedlicher Perspektiven. Führung braucht beides – Mut und Selbstreflexion, Tatkraft und Empathie. Echte Führungsstärke entsteht, wenn Kopf und Herz zusammenarbeiten.
Führung verändert Beziehungen
Wenn jemand, der bislang Teil eines Teams war, plötzlich zur Führungskraft wird, verschieben sich Rollen, Nähe und Erwartungen. Kolleginnen und Kollegen werden zu Mitarbeitenden, Vertrautes wird neu bewertet. Das kann verunsichern – auf beiden Seiten.
Wer führen will, braucht die Bereitschaft, Beziehungen neu zu gestalten, ohne sie zu verlieren. Das bedeutet, Nähe zuzulassen, wo Vertrauen trägt – und zugleich Distanz zu wahren, wo Verantwortung Klarheit verlangt.
Führung ist kein Entweder-Oder, sondern ein sowohl-als-auch: *menschlich nah, und professionell klar; * entscheidungsfreudig, und dialogbereit; * authentisch, und rollenbewusst.
Führung braucht Selbstfürsorge
Führung kann erfüllend sein – und gleichzeitig fordernd. Die Verantwortung für Menschen, Aufgaben und Ergebnisse verlangt Energie, Aufmerksamkeit und innere Stabilität.
Doch gute Führung beginnt nicht bei den anderen, sondern bei sich selbst.
Selbstfürsorge bedeutet nicht Egoismus, sondern Bewusstheit für die eigenen Grenzen. Zu erkennen, wann Belastung zu Überforderung wird, wann das System nicht (mehr) zu einem passt, oder wann die Verantwortung zu groß geworden ist – das ist kein Scheitern, sondern Reife.
Manche Führungskräfte merken mit der Zeit: Ich kann führen – aber ich will nicht (mehr) in diesem System führen.
Andere erkennen: Ich brauche neue Rahmenbedingungen, um meine Rolle authentisch leben zu können.
Führung ist ein Teil des Lebens – keine davon getrennte Sphäre. Work-Life-Balance bedeutet nicht, Arbeit und Leben zu trennen, sondern beides so zu verweben, dass es sich gegenseitig stärkt. Denn Leben ist auch Arbeit – und gute Arbeit braucht ein lebendiges Leben.
💬 Fazit
Führung ist kein statischer Zustand, sondern ein fortlaufender Prozess – zwischen Anspruch und Menschlichkeit, zwischen Leistung und Sinn. Wer führen will, sollte sich nicht nur fragen, was er erreichen möchte, sondern wer er in dieser Rolle sein will.
Echte Führung entsteht dort, wo Verantwortung und Authentizität sich begegnen – und wo jemand bereit ist, die eigenen Fäden bewusst zu halten.
„Führen heißt, die Balance zu halten – zwischen den Erwartungen anderer und der Treue zu sich selbst.“ 🌾




