🌿 Neu in Führung – die ersten 100 Tage

Was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen – und bei sich zu bleiben

Der Schritt in eine Führungsrolle ist für viele Menschen ein Meilenstein. Ein Zeichen von Vertrauen, Kompetenz, Anerkennung. Gleichzeitig beginnt mit dem neuen Titel oft eine Phase, in der mehr Fragen als Antworten entstehen. Die berühmten „ersten 100 Tage“ gelten als Bewährungsprobe – für manche wie ein Sprint, für andere eher wie ein Marathon.

Neue Führungskräfte stehen vor einer doppelten Herausforderung: Sie sollen Orientierung geben, Entscheidungen treffen und Vorbild sein – und sich dabei gleichzeitig selbst in dieser Rolle erst finden.

Gerade in dieser Anfangszeit prallen Erwartungen, Selbstanspruch und Unsicherheit aufeinander.

Wer bin ich in dieser Rolle – und wer möchte ich sein?

Erwartungen von außen – die „100 Tage“ bewusst gestalten

In den ersten Monaten erlebt eine neue Führungskraft häufig ein komplexes Spannungsfeld unterschiedlicher Erwartungen:

  • Vorgesetzte formulieren Zielvorgaben, Benchmarks und Anforderungen.
  • Das Team beobachtet, prüft und erwartet Orientierung und Sicherheit.
  • Man selbst möchte beweisen, dass man dieser Rolle gewachsen ist.

Dieser innere und äußere Druck kann enorm sein. Leistungsbereitschaft ist wichtig – doch wer nur reagiert, um Erwartungen zu erfüllen, riskiert, sich selbst aus dem Blick zu verlieren.

Sich der eigenen Ansprüche bewusst zu werden und sie zu reflektieren, ist daher essenziell.

Selbstkenntnis befähigt Führungskräfte, in kritischen Situationen ruhig zu bleiben, klar zu handeln und auch bei Kritik gelassen zu reagieren.

Professionelle Begleitung, etwa durch Coaching oder psychologische Beratung, kann hier wertvolle Unterstützung leisten. Sie hilft, eigene Muster, Ressourcen und blinde Flecken frühzeitig zu erkennen und den persönlichen Führungsstil zu entwickeln, ohne dass jemand „von außen“ diktiert, wie Führung zu sein hat.

Unterschiedliche Führungsarten – authentisch bleiben

Es gibt nicht den einen richtigen Führungsstil. Ein nachhaltiger und gesunder Führungsstil entsteht vor allem durch Selbstkenntnis und bewusste Reflexion.

Wer sich selbst gut kennt, kann:

  • Entscheidungen treffen, ohne von jeder Reaktion verunsichert zu werden.
  • Kritik annehmen, ohne sie persönlich zu interpretieren.
  • Konflikte aushalten, ohne die Gegenseite abzuwerten.
  • Andersdenkende einbeziehen und dennoch den eigenen Weg gehen.

Führen bedeutet nicht, Macht auszuüben. Wirksam wird Führung vor allem durch Beziehung, Vertrauen und Authentizität. Studien zeigen immer wieder: Führung, die hauptsächlich auf Positionalmacht basiert, motiviert langfristig selten – entscheidend ist der Einfluss durch Haltung und Vertrauen.

Leistungs- und Erwartungsbewusstsein

Viele neue Führungskräfte spüren ein starkes Bedürfnis, sich zu beweisen. Dieses innere Antreiben ist verständlich – birgt jedoch das Risiko der Überlastung:

• Wer permanent funktionieren will, verliert den Kontakt zu sich selbst.
• Wer allen Erwartungen gerecht werden möchte, riskiert Stress, Erschöpfung und Unzufriedenheit.

Führung bedeutet, ein Gleichgewicht zu finden: Zwischen Engagement und Selbstfürsorge, zwischen dem Wunsch nach Anerkennung und der Treue zu den eigenen Werten.

Selbstfürsorge als Führungsaufgabe

Selbstfürsorge ist kein privates Luxusthema – sondern ein zentraler Bestandteil guter Führung.

Wer die eigenen Grenzen kennt und respektiert, kann:

•         Ruhe und Klarheit bewahren –  auch unter Druck.

•         Bewusst handeln, statt reflexartig auf Erwartungen zu reagieren.

•         Vorbild sein, indem Pausen, Balance und Achtsamkeit im Team selbstverständlich werden.

Das stärkt langfristig Motivation, Gesundheit und Leistungsfähigkeit aller Beteiligten.

Manchmal zeigt sich in dieser Phase auch, dass die Rolle (noch) nicht passt – sei es wegen der Rahmenbedingungen, der Verantwortung oder veränderter Lebensprioritäten. Selbstfürsorge bedeutet dann auch, dies ehrlich wahrzunehmen und gegebenenfalls Kurskorrekturen zuzulassen.

💬 Fazit

Die ersten 100 Tage – und alle Phasen danach – sind entscheidend, um den eigenen Führungsstil zu entwickeln und sich wirklich in der Rolle zu verankern.

Gute Führung entsteht, wenn Verantwortung und Authentizität zusammenkommen:
Wenn Erwartungen klug gehandhabt, eigene Ansprüche reflektiert und Selbstfürsorge gelebt wird.

Jeder Schritt auf Deinem Weg ist eine Entscheidung – und Du darfst Dich jederzeit neu entscheiden, wohin er Dich führen soll.

„Gestern war ich klug, also wollte ich die Welt verändern.
Heute bin ich weise, also verändere ich mich selbst.“

— Rumi

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